Wie viele Stunden Schlaf täglich braucht mein Hund wirklich?
- Thomas Hauser
- vor 3 Minuten
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In sozialen Medien kursieren Behauptungen, dass ein gesunder Hund täglich 17 bis 20 Stunden schläft. Diese Aussage klingt auf den ersten Blick beruhigend – doch wie realistisch ist sie im Vergleich zu wissenschaftlichen Erkenntnissen?
Falsche Behauptung in populären Quellen
Einige fragwürdige Quellen, besonders in sozialen Medien behaupten pauschal:
„Hunde schlafen täglich 17 bis 20 Stunden – sie leben quasi wie kleine Faultiere.“ „Wer einen Hund hat, weiß: 20 Stunden Schlaf sind normal, denn Hunde brauchen ihre ausgedehnten Ruhephasen, um fit zu bleiben.“ Solche Aussagen finden sich häufig in Beiträgen, die mehr darauf abzielen, Hundehalter zu beruhigen und zu entlasten, als fundierte tierwissenschaftliche Hintergründe zu liefern.
Schlafgewohnheiten der wilden Stammform – der Wolf

Wölfe, die wilden Vorfahren unserer Haushunde, weisen einen ganz anderen Schlafrhythmus auf. Im Vergleich zu domestizierten Hunden schlafen Wölfe in freier Wildbahn deutlich weniger, da sie aktiv jagen und in ständig wechselnden Umgebungen überleben müssen. Ihr polyphasischer Schlaf verteilt sich eher auf mehrere kurze Phasen, angepasst an die Notwendigkeit, jederzeit auf Gefahren reagieren zu können.
Unterschiedliche Schlafbedürfnisse je nach Hunderasse und Selektionszweck
Der Schlafbedarf variiert stark je nach ursprünglicher Verwendung und aktueller Aufgabe des Hundes:
Herdengebrauchshunde: Rassen wie Border Collie oder Australian Shepherd wurden gezielt für intensive Arbeit während des Tages gezüchtet. Ein Herdengebrauchshund arbeitet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Von ihm 20 Stunden Schlaf zu erwarten, wäre unrealistisch und grenzt an Tierquälerei.
Ein Hütehund an der Arbeit. Nun kannst du beginnen, dir zu überlegen, wie du deinem Hütehund diese fehlende Arbeit ersetzt. Viel Glück! Jagdhunde:
Ein Magyar Vizsla hat ein Schläfchen eingelegt Diese Hunde arbeiten oft nur wenige Stunden und auch das oft nicht täglich. Ihr Schlafbedürfnis ist in der Regel höher. Dennoch gibt es auch hier rassebedingte Unterschiede. Das Schlafbedürfnis eines Jack Russel Terrriers ist nur schwer mit dem eines Labrador Retrievers zu vergleichen.
Parson Russel Terrier HONEY bei einem Workout Begleit- und Gesellschaftshunde:
Die Hunderassen, die in dieser Gruppe zusammengefasst werden, sind sehr unterschiedlich. Sie alle stammen ursrprünglich von Gebrauchshunden ab. Ihr Schlafbedürfnis ist stark davon abhängig, zu welchem Zweck ihre Vorfahren gezüchtet wurden.
Hofhunde:
Ein Auge und ein Ohr ist fast immer offen: Berner Sennenhund Hunde wie die Schweizer Sennenhunde wirken oft so, als würden sie viele Stunden dösen. Tatsächlich sind sie jedoch jederzeit aufmerksam und bereit, zu reagieren – eine Anpassung an ihre ursprüngliche Rolle als Hofhunde.
Einfluss von Alter und Gesundheitszustand
Der individuelle Schlafbedarf eines Hundes hängt nicht nur von der Rasse ab, sondern auch vom Alter und Gesundheitszustand:
Welpen: Benötigen oft sehr viel Schlaf, um ihr rasantes Wachstum zu unterstützen.
Welpen brauchen selbstverständlich viel Schlaf. Erwachsene Hunde: Ein gesunder, aktiver Hund schläft in der Regel insgesamt etwa 12 Stunden pro Tag, verteilt auf längere Schlafphasen in der Nacht und kürzere Nickerchen tagsüber.
Seniorenhunde: Mit zunehmendem Alter kann der Schlafbedarf steigen, doch auch hier liegt der Durchschnitt meist unter 17 Stunden täglich.
Der Mythos in sozialen Medien
Warum halten sich die Zahlen von 17 bis 20 Stunden hartnäckig? Es liegt nahe, dass Hundehalter in den sozialen Medien lieber die beruhigende Botschaft „Du musst nichts tun!“ hören, als sich mit der Verantwortung auseinanderzusetzen, den Hund art- und rassegerecht zu beschäftigen und auszulasten. Diese bequeme, aber irreführende Aussage verhindert oft eine differenzierte Betrachtung des tatsächlichen Bedarfs.
„Mein Hund schläft 20 Stunden – also muss das doch normal sein?“

Wenn ein gesunder, ausgewachsener Hund in seinen jungen und mittleren Jahren tatsächlich 20 Stunden täglich schläft, sollte man kritisch hinterfragen, ob das ein Zeichen für mangelnde Stimulation oder sogar eine depressive Verstimmung ist. Ein solch hoher Ruhebedarf ist eher untypisch und kann ein Hinweis darauf sein, dass der Hund in seinem Umfeld nicht ausreichend geistig oder körperlich gefordert wird und sein Leben von Leere und Langeweile geprägt ist.
Was sagen die wissenschaftlichen Quellen?
Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Gesamtschlafbedarf gesunder, erwachsener Hunde in der Regel höchstens etwa 12 Stunden pro Tag beträgt – wenn man den echten Tiefschlaf und Nickerchen differenziert betrachtet. Beispielsweise zeigt eine Studie, die im PubMed-Archiv veröffentlicht wurde, dass Hunde nachts typischerweise 6 bis 8 Stunden schlafen und tagsüber mehrere kurze Ruhephasen einlegen. Eine weitere Untersuchung auf ScienceDirect bestätigt den polyphasischen Schlafrhythmus bei Hunden.
Fazit:
20 Stunden täglich – das mag zu einem alterschwachen Faultier passen, aber ein gesunder Hund in seinen jungen oder mittleren Jahren braucht in der Regel deutlich weniger Schlaf.

Die wahre Herausforderung für Hundehalter liegt darin, ihrem Hund die artgerechte Beschäftigung und Arbeit zu bieten, die seinem natürlichen Erbe als Arbeitstier entspricht. Werde deiner Verantwortung als HundehalerIn gerecht und biete deinem Hund die Beschäftigung, die seinem Alter und seiner Rasse bzw. seinem Schlag angemessen ist. Ein Hundeleben ist zu kurz, um es größtenteils zu verschlafen.
Wenn du Hilfe dabei brauchst, wende dich an den Tiertrainer deines Vertrauens. Wenn du mit mir persönlich darüber sprechen möchtest, sichere die einen Termin für ein unverbindliches Informationsgespräch oder ruf mich einfach an.
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