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Verstehst du deinen Hund wirklich? Die unterschätzte Bedeutung von Calming Signals

Autorenbild: Thomas HauserThomas Hauser
Hund gähnt
Manchmal gähnt ein Hund, weil er müde ist und manchmal aus andern Gründen

Dein Hund blinzelt dich an, schaut weg oder leckt sich über die Nase – Zufall? Wohl kaum. Hunde kommunizieren ständig mit uns, doch viele ihrer Signale bleiben unbemerkt. Wer diese subtilen Zeichen übersieht, kann leicht Missverständnisse provozieren – mit Folgen für das Wohlbefinden des Hundes und die Beziehung zwischen Hundehalter und Tier und leider auch manchmal für die Unversehrtheitvon Menschen.


1. Was versteht man unter Calming Signals und welchen evolutionären Sinn haben sie?

Hunde kommunizieren nicht nur durch Bellen oder Körpersprache, sondern auch durch sogenannte Calming Signals (Beschwichtigungssignale). Diese Signale dienen dazu, soziale Spannungen zu reduzieren, Konflikte zu vermeiden und die Interaktion mit anderen Hunden oder Menschen zu regulieren.

Die Entwicklung dieser Signale ist eng mit der evolutionären Geschichte der Caniden verbunden. Wölfe und andere Caniden wie Wildhunde, Coyoten und Schakale nutzen ähnliche Strategien, um innerhalb ihres Rudels oder bei Begegnungen mit fremden Individuen Aggressionen zu deeskalieren. Beschwichtigungssignale sind daher angeborene und überlebenswichtige Kommunikationsmittel, die durch Erfahrungen und Lernprozesse weiter verfeinert werden können.


2. Welche Calming Signals werden am häufigsten gezeigt?

Boston Terrier
Zwei Calming Signals kombiniert zeigt dieser Boston Terrier

Hunde verwenden eine Vielzahl von Beschwichtigungssignalen, um Stress oder Unsicherheit zu signalisieren. Hier sind einige der häufigsten:

  • Blick abwenden – Ein Hund vermeidet direkten Augenkontakt, um eine Konfrontation zu entschärfen.

  • Den Kopf oder Körper abwenden – Dies signalisiert Zurückhaltung oder den Wunsch nach Abstand.

  • Blinzeln oder Augen zusammenkneifen – Ein sanfter, langsamer Blick kann beruhigend wirken.

  • Sich über die Nase lecken (Züngeln) – Ein häufig unterschätztes Signal, das auf Stress oder Unwohlsein hinweist.

  • Gähnen – Nicht nur Müdigkeit, sondern auch eine Form der Selbstberuhigung und Beschwichtigung.

  • Langsame, ruhige Bewegungen – Vermeidung von plötzlichen Gesten, um Unsicherheit zu vermeiden.

  • Pfote anheben – Ein zögerndes oder unsicheres Zeichen, das oft bei Begegnungen mit fremden Hunden oder Menschen gezeigt wird.

  • Schnüffeln am Boden – Auch ohne ersichtlichen Grund kann dies eine Strategie sein, um eine angespannte Situation zu entspannen.


3. Gibt es Eskalationsstufen der Calming Signals? Welche?

Hund fletscht Zähne
A language that everyone easily understands!

Ja, es gibt eine klare Eskalationshierarchie in der Kommunikation von Hunden. Wenn ein Beschwichtigungssignal nicht ausreicht, steigert sich das Verhalten schrittweise:

  1. Subtile Calming Signals (z. B. Blinzeln, Kopf abwenden, Züngeln) – Erste Zeichen von Unwohlsein.

  2. Deutlichere Beschwichtigung (z. B. Gähnen, Pfote anheben, sich abwenden) – Der Hund versucht aktiver, die Situation zu entschärfen.

  3. Deutliche Warnsignale (z. B. Erstarren, Zähne zeigen, tiefes Knurren) – Der Hund fühlt sich bedroht und setzt stärkere Signale ein.

  4. Offensive Abwehrreaktionen (z. B. Schnappen, Bellen, Beißen) – Wenn alle vorherigen Warnungen ignoriert wurden, folgt eine aktive Verteidigung.


4. Wie verhalte ich mich als Hundehaltender, wenn Calming Signals gezeigt werden?

Die wichtigste Regel ist: Erkenne und respektiere die Signale deines Hundes!

  • Beobachte deinen Hund genau – Viele Signale sind subtil und werden leicht übersehen.

  • Vermeide Stressauslöser – Wenn dein Hund beschwichtigende Signale zeigt, analysiere die Situation: Ist ihm etwas unangenehm?

  • Gib ihm Raum und Zeit – Wenn ein Hund sich abwendet oder gähnt, zwinge ihn nicht in eine Interaktion.

  • Reagiere angemessen – Wenn dein Hund sich überfordert fühlt, nimm den Druck raus und ermögliche ihm eine stressfreie Umgebung.

  • Schule deine eigene Körpersprache – Ein ruhiges, berechenbares Verhalten hilft, Vertrauen aufzubauen und Missverständnisse zu vermeiden.


Video mit freundlicher Genehmigung meines geschätzten Kollegen Gerd Köhler

5. Dein Hund sendet dir Signale – aber verstehst du sie richtig?

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Quellen und Literaturhinweise

  • Rugaas, T. (1997). Calming Signals – On Talking Terms with Dogs. Dogwise Publishing.

  • Bloch, G. (2002). Der Wolf im Hundepelz: Das explosive Erbe der Hunde. Kosmos Verlag.

  • Lorenz, K. (1950). So kam der Mensch auf den Hund. Piper Verlag.

  • Studien zu Caniden-Kommunikation, z. B. von Miklósi (2007) und Bradshaw (2011).

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