Viele Hunde haben sich jetzt wochenlang daran gewöhnt, nicht alleine zu sein. Zahlreiche Hunde neigen nun zu problematischem Verhalten, wenn sie jetzt plötzlich wieder Stunden alleine in der Wohnung zubringen sollen. Die Ursache dafür kann in Trennungsangst, in Kontrollzwang, in mangelnder Auslastung oder in einer einer Mischung daraus liegen.
Die häufigsten Probleme, die von alleingelassenen Hunden verursacht werden sind:
Unsauberkeit: Bei plötzlich auftretender Unsauberkeit sollte prinzipiell ein Tierarzt aufgesucht werden. Wenn aber Ihr Hund in Gesellschaft über Stunden problemlos sauber bleibt und sofort in die Wohnung pinkelt, wenn Sie ihn nur kurz alleine lassen, dann handelt es sich um Protestverhalten.
Lautäußerungen: Ein Hund, der laut bellt, herzzerreißend winselt oder anhaltend kläfft, wenn er alleine ist, hat Stress und bereitet Ihren Nachbarn keine Freude.
Zerstörungsdrang: Schuhe, Kissen und Teppiche sind die bevorzugten Opfer des Zerstörungsdranges eines alleingelassenen Hundes. Im schlimmsten Fall kann auch schon einmal das neue Sofa zu Sperrmüll verarbeitet werden.
Anhand der auftretenden Verhaltensmuster ist ein Rückschluss, ob es sich nun um Trennungsangst oder um Kontrollzwang handelt, noch nicht möglich. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wird der Hundehalter nicht umhin können, seine eigene Stellung in der Gemeinschaft einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Welche Position nimmt der Hund in der Hierarchie ein und welche der Halter? Hunde reagieren vor allem dann mit Kontrollzwang, wenn ihre Stellung in der Gemeinschaft nicht so eindeutig ist, wie sie eigentlich sein sollte. Die meisten Hundehalter, deren Hund in diesem Bereich Fehleinschätzungen unterliegt, wissen um dieses Problem, sofern sie ehrlich zu sich selbst sind.
Trennungsangst
Ein Hund, der seine Stellung im Verband kennt und seinen Halter respektiert, trotzdem aber eine der beschriebenen Verhaltensweisen zeigt, leidet tatsächlich unter Trennungsängsten. Der Grund für dieses Verhalten ist meistens in einer Mischung der folgenden Faktoren zu finden:
Sozialisierungsfehler: Erfolgt die Trennung von der Mutter deutlich vor der achten Woche, so können sich, neben anderen Sozialisierungsfehlern, starke Trennungsängste etablieren.
Vorleben des Hundes: Respekt dem Halter, der einen Hund aus dem Tierheim oder gar von einer „Tötungsstation“ zu sich nimmt! Leider weiß man in einem solchen Fall vom Vorleben des Tieres nicht viel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Hund
bereits einschneidende Trennungserlebnisse hinter sich hat, ist sehr hoch.
Irrtümer in der Erziehung: Manchmal ist gut gemeint das Gegenteil von gut. Wird auf die Verlassensängste eines Hundes mit demonstrativ zur Schau getragenem Mitleid reagiert, dann wird er damit in seinem Fehlverhalten bestärkt.
Lösungsansatz bei Trennungsangst:
Wenn das Fehlverhalten in Erziehungsirrtümern liegt, dann ärgern Sie sich nicht. Freuen Sie sich, denn Verhaltensprobleme, die daraus resultieren, sind meist recht einfach zu beheben. Was dem Hund in einer Situation wie dieser wirklich hilft, ist nicht weinerliches Bedauern, sonder ruhiges und souveränes Auftreten des Halters. Bestärken Sie Ihren Hund nicht für das gezeigte Fehlverhalten, sondern ignorieren Sie es am besten. Belohnen Sie Ihren Freund vielmehr dann, wenn er ruhig und gelassen bleibt. Beginnen sie zunächst mit ganz kurzen Zeiten, in denen Sie Ihren Hund alleine lassen. Kurz bedeutet in diesem Zusammenhang eine halbe Minute! Dehnen Sie den Zeitraum Ihrer Abwesenheit schrittweise aus.
Anders sieht es aus, wenn das Problem der Trennungsangst in Sozialisierungsfehlern oder dem Vorleben des Hundes begründet liegt. Die Verhaltensprobleme sind dann oft vielschichtig und beschränken sich nicht alleine auf die Trennungsängste des Hundes. Hat man trotz großer Geduld keinen Erfolg, so empfiehlt es sich, die Hilfe eines Fachmannes in Anspruch zu nehmen. Erwarten sie aber auch von einem solchen keine Wunder, Verbesserungen werden manchmal nur langsam und schrittweise zu erreichen sein.
Kontrollzwang
Einem Hund, dem seine Stellung in der Gemeinschaft nicht klar kommuniziert wird, ist damit kein Gefallen getan. Im Gegenteil, ein Hund der seinen Halter führt, anstatt von ihm geführt zu werden, ist - von wenigen rassebedingten Ausnahmen abgesehen - permanent überfordert und leidet unter chronischem Stress.
Lösungsansatz bei Kontrollzwang:
Diese belastende Situation kann recht schnell aufgelöst werden, indem einem solchen Hund Grenzen gesetzt werden. Nicht wenige Halter vermeiden es aus unbewusster Angst, weniger von ihrem Freund geliebt zu werden, dem Tier Einschränkungen aufzuerlegen. Diese Angst ist unbegründet. Ein Hund, dem sein Halter Grenzen setzt, wird diesen nicht weniger lieben, ganz im Gegenteil.
Mangelnde Auslastung
Die Ursache für mangelnde Auslastung ist meistens in zu geringem Zeitaufwand für das Tier begründet. Neben Unterbeschäftigung spielen aber auch Beschäftigungsformen, die für den einzelnen Hund nicht angemessen sind, eine große Rolle. Halten wir uns vor Augen, dass abgesehen von sogenannten Begleithunderassen alle Hunde für eine oder mehrere bestimmte Tätigkeiten selektiert wurden. Ein Australian Shepherd kann noch so gut körperlich ausgepowert sein und trotzdem mangels geistiger Forderung ein trauriges Dasein fristen. Umgekehrt ist dem Laufdrang eines Dalmatiners nicht allein mit Intelligenzspielen beizukommen.
Lösungsansatz bei mangelnder Auslastung:
Tragen Sie der Rasse bzw. dem Schlag Ihres Hundes Rechnung. Beschäftigen Sie Ihren Hund artgerecht. Machen Sie sich schlau, für welche Verwendung Ihr Hund jahrhundertelang selektiert wurde und bieten Sie die passende Beschäftigung an. Auch, wenn Sie einen Mischling halten, so wird Ihr Hund von Natur aus Neigung für bestimmte Aufgaben zeigen und an anderen weniger interessiert sein. Finden Sie heraus, wo seine Interessen liegen und beschäftigen sie das Tier entsprechend!
Wie lange darf man einen Hund überhaupt alleine lassen?
Oft sieht sich der Halter gezwungen, seinen Hund über acht Stunden oder mehr alleine in der Wohnung zu lassen. Viele Hunde halten es so lange und noch länger aus, ohne die Wohnung zu verunreinigen. Artgerecht ist das jedoch nicht wirklich. Wenn Sie von vornherein wissen, dass sie das Tier länger als fünf, längstens sechs Stunden alleine in der Wohnung lassen müssen, dann verzichten Sie bitte auf die Anschaffung eines Hundes! Viele Tierheime und Tierschutzhäuser bieten die Möglichkeit, mit den Bewohnern spazieren zu gehen. Nutzen Sie diese Möglichkeit! Sie tun sich selbst etwas gutes und verbessern die Adoptionschancen der Tierschutzhunde, weil diese dann ruhiger und ausgeglichener sind.
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