Aus einem wesens- und schussfestem Hund ein Häuflein zappelnder Panik zu machen, ist nicht schwer. Das einmal verinnerlichte und automatisierte Verhalten hingegen wieder abzulegen, ist eine hohe Kunst.
Auch einem grundsätzlich in seinem Wesen gefestigtem Hund kann recht leicht das Fürchten gelehrt werden. Freilich erfolgt dies in nicht vorsätzlich, sondern in bester Absicht. Dem unbedarftem Junghund wird schon in den Tagen vor dem Jahreswechsel mit dem ersten Böller ein besorgter Blick zugeworfen. Um jeden weiteren Knallkörper wird großes Gedöns gemacht. Zeigt der Hund dann erste Tendenzen, sich zu verstecken, wird ihm oft noch ein komfortables Plätzchen unter Möbelstücken eingerichtet. Naht die große Knallerei, verkrampfen sich die wohlmeinenden Halter, der Schlumpi wird mit einfühlsamer Stimme bemitleidet, man sagt ihm, das seine Furcht berechtigt ist und wissen sie was?
Er glaubt es!
Wenn Sie den ersten Jahreswechsel mit einem Junghund erleben, helfen sie ihm am besten, indem sie ruhig und gelassen bleiben. Kommunizieren sie Ihrem Hund nicht, wie schrecklich die Knallerei ist. Wenn Sie kein Freund der Knallerei sind (und dafür gibt es wahrlich gute Gründe), machen Sie sich bewusst, dass sie daran kurzfristig nichts ändern können. Ärgern Sie sich nicht. Ihr Hund beobachtet Sie sehr genau und wird Ihr Verhalten umso exakter spiegeln, je höher seine Bindung an Sie ist. Unterstützen Sie Ihren Hund nicht im Aufsuchen eines Verstecks, denn dort potenziert sich seine Angst nur. Bemühen Sie sich stattdessen, Ihren Freund an Ihrer Seite zu halten. Leckerlis können in dieser Situation nicht schaden, einerseits wissen Sie, dass sich der Stress in Grenzen hält, wenn der Hund Futter annimmt, andererseits bilden seine Nervenzellen Verbindungen aus, die den Lärm mit der angenehmen Erfahrung des Feiertagsschmauses verbinden. Erleichtern Sie sich und Ihrem Freund den Jahreswechsel, indem Sie sich schon in der warmen Jahreszeit bei Gewitter nach diesem Verhaltensmuster richten.
Erheblich schwerer ist es, einem erwachsenem Hund diese erlernten, verfestigten Verhaltensweisen wieder abzugewöhnen. Das Mittel der Wahl ist die Gegenkonditionierung. Dabei kann man leider sehr viel falsch machen, Gegenkonditionierung eines traumatisierten Hundes gehört zu den absolut schwierigsten Herausforderungen, denen sich ein Hundecoach / Hundetrainer stellen kann. Auch sehr erfahrene Hundehalter stoßen in diesem Bereich leicht an ihre Grenzen. Scheuen Sie sich nicht, die Hilfe eines Profis anzunehmen. Es erfordert auch dann noch Geduld, der Dank im Blick Ihres entspannten Hundes lohnt aber jede Mühe.
Soforthilfe:
CBD und andere Cannabinoide:
Kann helfen, aber erwarten Sie sich keine Wunder. Hochwirksam wäre ein Vollauszug, allerdings ist Ihr Hund dann high wie Lucy in the sky und darüber hinaus ist es bekannterweise illegal. Dabei kann man aber zumindest nicht soviel falsch machen, wie bei der früher empfohlenen Methode der Gabe von
Eierlikör.
Alkohol wird von Raubtieren wesentlich schlechter verstoffwechselt, als von uns "Affen", die wir den Verzehr von nicht mehr ganz frischen und bereits leicht alkoholhaltigen Früchten entwicklungsgeschichtlich gewohnt sind. Finger weg!
D.A.P. ( Dog Appeasing Pheromone)
Es handelt sich um einen synthetischen Nachbau eines beruhigenden Pheromons, welches säugende Hündinnen von sich geben. Es schadet dem Hund jedenfalls nicht, wirkt aber erfahrungsgemäß umso besser, je jünger der Hund ist. Produkte, die diesen Botenstoff enthalten, werden unter der Handelsmarke "ADAPTIL" in vielen Darreichungsformen angeboten.
"Thundershirt"
Eine Art von Weste, die dem Rumpf des Hundes etwas Halt gibt und eine Art psychologischer Rüstung darstellt. Funktioniert bei manchen Hunden gut, bei anderen überhaupt nicht.
Einen externen Erfahrungsbericht und die Bezugsquelle finden Sie hier.
Wenn du jetzt schon Angst vor der Reaktion deines Hundes auf dieses furchtbare Geknalle hast, dann könnte Dir ein Gespräch mit mir von großem Nutzen sein:
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