Hundehalter kennen das Problem: Der Hund tobt begeistert über die Wiese, entdeckt spannende Gerüche oder jagt einem Vogel hinterher. Und obwohl man zum zehnten Mal „Komm!“ ruft, interessiert sich der Hund nicht die Bohne. Wäre es da nicht fantastisch, wenn es einen Zauberstab gäbe, der den perfekten Rückruf auf magische Weise bewirkt? Leider muss ich dich enttäuschen: Einen solchen Zauberstab gibt es nicht. Aber es gibt Strategien, die wirklich funktionieren – auch wenn sie keine Magie beinhalten.
Die Illusion der schnellen Lösung
Die Vorstellung eines Rückruf-Zauberstabs ist verlockend. Viele Hundehalter hoffen auf die eine magische Methode, die ihren Hund dazu bringt, sofort perfekt angelaufen zu kommen. Doch wenn dein Hund nicht zu dir zurückkommt, dann liegt das schlicht und einfach daran, dass du aus seiner Sicht langweilig bist.
Hunde folgen nicht, weil sie trainiert wurden, sondern weil sie es wollen. Sie orientieren sich an dem, was sie spannend, lohnenswert und vertrauenswürdig finden. Wenn dein Hund lieber einer Spur folgt, mit anderen Hunden spielt oder die Umwelt erkundet, dann ist das ein klares Signal: Dein Hund hat bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass es sich für ihn lohnt, zu dir zu kommen.
Das Problem liegt also nicht in deinem Hund, sondern in der Art und Weise, wie du dich für ihn präsentierst. Rückruf hat nichts mit Training zu tun, sondern mit Beziehung und Kommunikation. Es geht darum, deinem Hund zu zeigen, dass du für ihn der Mittelpunkt des Universums bist – spannender, sicherer und lohnenswerter als alles andere. Wenn er das glaubt, wird er von sich aus kommen, ohne dass es irgendeinen „Trick“ braucht.
Um zu verstehen, warum viele Hunde den Rückruf ignorieren, lohnt sich ein Blick in die Hundepsychologie:
Ablenkungen sind zu spannend: Ob Wildspuren, andere Hunde oder ein aufregender Geruch – die Umwelt bietet deinem Hund eine Fülle an Reizen, die aus seiner Sicht lohnender sind als du.
Es liegt nicht an deiner Kommunikation: Häufig wird angenommen, dass der Hund nicht reagiert, weil er die Signale nicht versteht. Tatsächlich ist es aber so: Wenn du für deinen Hund interessant genug bist, hört er auf alles, was du rufst – ob „Hier!“, „Komm her!“, ein Fantasiewort oder sogar ein Pfiff. Wenn du jedoch aus Sicht deines Hundes keine lohnende Alternative bist, dann bleibt es völlig egal, welches Signal du verwendest. Dein Hund ignoriert dich, weil er keinen Grund sieht, zu dir zu kommen.
Negative Verknüpfungen: Wenn dein Hund nach dem Rückruf immer an die Leine genommen oder aus dem Spiel gerissen wird, hat er gelernt, dass „Komm“ das Ende des Spaßes bedeutet – und wird es eher vermeiden.
Fehlende Bindung: Ein Hund, der nicht die Erfahrung gemacht hat, dass es sich lohnt, bei seinem Halter zu sein, wird sich auch nicht für dessen Rückruf entscheiden. Rückruf hat nichts mit Training zu tun – sondern mit der Beziehung, die du deinem Hund anbietest. Wenn dein Hund dich als Zentrum seines Universums wahrnimmt, als denjenigen, der Sonne, Mond und Sterne extra für ihn am Himmel montiert hat, dann wird er zu dir kommen – unabhängig davon, was gerade um ihn herum passiert.
Die wahre Lösung: Werde interessanter als alles andere
Die Quintessenz eines erfolgreichen Rückrufs ist einfach: Dein Hund kommt dann zu dir, wenn er dich spannender findet als alles andere in seiner Umgebung. Es geht nicht um Training oder Technik, sondern darum, die Art von Beziehung und Präsenz zu schaffen, die dein Hund sucht. Hier sind Ansätze, um für deinen Hund zur unwiderstehlichen „Hauptattraktion“ zu werden:
Positive Erfahrungen schaffen: Sorge dafür, dass dein Hund lernt, dass es sich für ihn immer lohnt, zu dir zu kommen. Verwöhne ihn mit etwas, das er wirklich schätzt – sei es ein besonders leckeres Futter, ein tolles Spiel oder deine ausgelassene Freude, wenn er bei dir ankommt. Wichtig ist nicht die Belohnung an sich, sondern die Erfahrung, dass du die beste Option bist, die er hat.
Sei konsequent – aber nicht in den Worten, sondern in deinem Auftreten: Es kommt nicht darauf an, welches Signal du verwendest, sondern darauf, dass dein Hund dich ernst nimmt. Wenn du als jemand wahrgenommen wirst, der konsequent ist und dem man vertrauen kann, wird dein Hund dir folgen – egal, ob du „Hier!“, „Komm!“ oder gar nichts rufst. Dein Hund folgt dir nicht wegen eines Signals, sondern weil er sich zu dir hingezogen fühlt.
Attraktivität statt Ablenkung: Es geht nicht darum, in einem bestimmten Moment spannender zu sein als die Umwelt, sondern darum, dass dein Hund dich generell als die wichtigste und interessanteste Bezugsperson wahrnimmt. Wenn er überzeugt ist, dass du immer etwas zu bieten hast – sei es Sicherheit, spannende Aktivitäten oder echte Aufmerksamkeit – wird er freiwillig und gerne zu dir kommen. Baue eine Verbindung auf, die auf gegenseitigem Interesse und Vertrauen basiert. Dein Hund sollte so oft wie möglich diese Erfahrung machen:: Zeit mit dir zu verbringen ist das Beste, was ihm passieren kann.
Keine negativen Verknüpfungen: Ein Rückruf, der ständig mit Frust für den Hund verbunden wird, verliert seinen Wert. Wenn du deinen Hund jedes Mal nach dem Zurückkommen an die Leine nimmst oder das Spiel beendest, lernt er: Rückruf bedeutet „Spaß vorbei“. Stattdessen kannst du ihn rufen, ihn belohnen und dann wieder losschicken – so bleibt die Rückkehr zu dir positiv.
Dein Hund spiegelt dich Die wichtigste Erkenntnis: Dein Hund wird angelaufen kommen, wenn er weiß, dass es bei dir besser ist als überall sonst. Das ist keine Frage von Leckerlis oder Kommandos, sondern des Beziehungsangebots, das du im machst. Wenn dein Hund dich als jemanden sieht, der für ihn da ist, der spannend, liebevoll und zuverlässig ist, dann wird er auch freudig und zügig zu dir kommen – ganz ohne Training.
Fazit: Es gibt keinen Zauberstab – aber es gibt dich!
Ein magischer Rückruf-Zauberstab klingt verlockend, aber die wahre Magie liegt in dir und der Beziehung zu deinem Hund. Doch genau das ist oft die größte Herausforderung für viele Hundehalter: Sich für den eigenen Hund so interessant zu machen, dass er freiwillig zu einem kommt, ist nicht immer so einfach, wie es klingt. Du bist mit diesem Problem nicht allein – viele Hundehalter kämpfen mit genau denselben Schwierigkeiten.
Die gute Nachricht ist: Es ist möglich, dich für deinen Hund unwiderstehlich zu machen – und das lässt sich erlernen! Es erfordert Geduld, ein Umdenken und deine Bereitschaft, dich auf deinen Hund einzulassen. Aber Schritt für Schritt kannst du diese Verbindung aufbauen und deinem Hund zeigen, dass du das Beste bist, was ihm passieren kann.
Falls du Unterstützung dabei brauchst, helfe ich dir gerne dabei. Gemeinsam entwickeln wir einen Plan, wie du Struktur, Spaß und Klarheit in deinen Rückruf bringst – ohne Magie, aber mit garantiertem Erfolgspotenzial.
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