Eines ist klar: der eigene Hund ist immer der intelligenteste. Auf Hundeseiten und einschlägigen Magazinen wimmelt es vor Rankings, die Intelligenz diverser Hunderassen betreffend.
Angeführt werden diese Listen für gewöhnlich vom Border Collie. Leider. Nicht, dass das grundfalsch wäre, doch haben derartige Rankings dazu geführt, dass diese Rasse zum Modehund mutiert ist. Ein Hund für jedermann ist der Border Collie nämlich nicht. Von unkundiger Hand schlecht geführt entwickelt er häufig eine Reihe von Ticks, wie beispielsweise Schattenstarren, Jogger und Radfahrer verfolgen und in überzogener Weise Kinder einhüten.
Besser wäre es, wenn sich die Menschen als Familienhund mit der Nummer Zwei dieser Rankings, dem Pudel anfreunden könnten. Der ist der höchst anpassungsfähig, ungemein vielseitig und als Familienhund hervorragend geeignet. Intelligenz ist also nicht gleich Intelligenz.
Doch was ist eigentlich Hundeintelligenz und wie soll man sie messen?
Schäfer und Züchter von Hütehunden unterteilen die Intelligenz eines Hundes in drei Klassen oder Unterbereiche:
Instinktive Intelligenz
Sie gibt wieder, in welchem Maße der einzelne Hund die Eigenschaften aufweist, für welche die Rasse gezüchtet wurde.
Adaptive Intelligenz
Damit ist das gemeint, was gemeinhin darunter verstanden wird, wenn von der Intelligenz eines Hundes die Rede ist: die Fähigkeit zu lernen, das Gelernte zur Anwendung zu bringen und ein Problem selbstständig zu lösen (Reaktivität).
Gehorsamkeitsintelligenz
Beschreibt die Bereitschaft eines Hundes, den Anweisungen seines Halters zu folgen.
Das ist aber noch nicht alles. Wichtig sind noch weitere Punkte, welche die Aktivität betreffen. Bereits angesprochen wurde die
Reaktivität
Sie beschreibt die Problemlösungskompetenz eines Hundes. Häufig sind es Angehörige einer schnell lernenden Rasse, die in diesem Bereich Schwächen zeigen. Umgekehrt sind es oft Hunde, welche ihre Intelligenz nicht gerade wie eine Fahne vor sich hertragen, die in diesem Bereich reüssieren. Ein Beispiel für erstere wäre der Malinois, typisch für die zweite Kategorie wäre der Basset Hound.
Aktivität
Wie hoch ist die Bereitschaft des Hundes, überhaupt in Aktion zu treten? Dabei ist zu unterscheiden, ob der Hund seine Aktivität erst im „Einsatz“ zeigt, wie der eben genannte Basset Hound oder einen hohe Grundaktivität an den Tag legt, wie etwa die quirligen Vertreter der rattenfangenden Zunft.
Autonomie
Wie weit ist der Hund in der Lage, ohne direkten Kontakt mit seinem Halter selbstständig zu arbeiten? Ein Dackel, der für die Baujagd gezüchtet wurde, muss für diesen Job ein sehr hohes Maß an Autonomie mitbringen. Im Fuchs- oder Dachsbau ist er auf sich allein gestellt. Einmal eingeschlieft (in den Bau gekrochen) kann ihm sein Halter nicht mehr helfen und sein Job ist -besonders im Dachsbau- nicht selten lebensgefährlich.
Für die Anschaffung eines Hundes sind es also eher die erwünschten Eigenschaften, also die instinktive Intelligenz, die den Ausschlag zur Entscheidung für eine Rasse geben sollte, als irgendwelche zweifelhaften Rankings.
Natürlich ist ein Border Collie ein blitzgescheiter Hund. Aber: er ist aber ein Koppelgebrauchshund. Als solcher ist er ein Spezialist für Sonderaufgaben, der mit dem normalem Zusammenhalten und bloßem Treiben von Schafen schon leicht unterfordert ist (siehe Video). Wer so ein Tier rassegerecht halten möchte, ohne Schafhirte zu sein, muss die fehlende Arbeit auf adäquate Weise ersetzten. Es gibt immer Ausnahmen, aber meistens wird ein Halter mit dem Hund Probleme bekommen, wenn er dies unterlässt.
Der erwähnte Basset Hound ist ein Spezialist ganz anderer Art. Seine Intelligenz liegt in seiner Nase und in seinem Tractus olfactorius (der Riechbahn). Dass es sich bei seinen Leistungen im Erschnüffeln von Informationen durchaus um eine Form von Intelligenz handelt, kann man daran ermessen, dass diese olfaktorischen Informationen im Limbischen System behandelt werden, welches neben der Verarbeitung von Emotionen und Triebverhalten auch wesentlich an den intellektuellen Fähigkeiten beteiligt ist. Wird ein Basset Hound nicht angemessen beschäftigt, was bei dieser Rasse immer Beschäftigung der Nase bedeutet, zieht er sich mehr und mehr in sich selbst zurück. Sein Aktivitätspegel sinkt gegen Null und er wird von unkundigen Menschen als unintelligent wahrgenommen. In Wirklichkeit hat er nur resigniert und sich nach Lalaland zurückgezogen. Traurig.
Für den Familienhund ist also adaptive Intelligenz weniger wünschenswert, als Anpassungsfähigkeit und Grundgehorsamkeit. Lassen Sie diese Gedanken in Ihre Überlegungen vor der Anschaffung eines Hundes einfließen. Wenn Sie sich bezüglich der Rasse ihres Wunschhundes nicht ganz und gar sicher sind, ist es besser, sich von einem Experten beraten zu lassen. Ihr neues Familienmitglied wird es Ihnen mit guter Führbarkeit im Alltag danken und der Hund wird von den Menschen in Ihrem Umfeld als ganz besonders intelligent wahrgenommen werden.
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