Hochspezialisiert ist er, der Norwegische Lundehund, von dem es nach einer Staupeepidemie nur noch sehr wenige Exemplare gibt.
Auf den Lofoten ist es nicht nur sehr frisch, das Leben war und ist auch kein Zuckerschlecken. Dem steinigen Land in subarktischem Klima ist kaum etwas abzuringen, das Meer ist nur scheinbar spendabler, behält es zum Lohn doch gerne den ein oder anderen Fischer für immer.
Wer will es den Menschen auf diesen kargen Inseln verübeln, dass sie sich früher am Clown der Meere, dem Papageitaucher vergriffen haben?
In der kurzen Saison von Ende Mai bis Angang Juli bereicherten bis in die 80er Jahre die Lunde, wie die Papageitaucher auf norwegisch genannt werden, den mageren Speisezettel der Lofotinger. Weil Papageientaucher zwar lustig aussehen, aber eben keine Trottellummen sind, haben sich die Lofotinger einen Helfer gezüchtet: den Lundehund. Wie sie das gemacht haben, ist rätselhaft. Der Lundehund ist so anders als alle anderen Hunde, die Lofotinger müssen meisterhafte Züchter und der Selektionsdruck enorm gewesen sein.
Der Lundehund ist ein kleiner, auf den ersten Blick recht unscheinbarer Hund. Seine Besonderheiten erschließen sich erst bei näherer Betrachtung. Was zuerst auffällt, sind seine ungewöhnlichen Pfoten: die leicht nach außen gedrehten Vorderpfoten haben sechs Zehen und acht Ballen, die Hinterpfoten haben ebenfalls sechs Zehen und sieben Ballen.
Ein Blick ins Maul offenbart noch weitere anatomische Besonderheiten: der Lundehund hat sechs bis acht Backenzähne weniger, als ein Hund mit Normalausstattung. Grund dafür ist, dass die Hunde die Beute nicht zu sehr ramponieren sollten.
Richtig spooky wird es aber, wenn man den Lundehund in Bewegung erlebt. Die Tiere sind von einer geradezu übernatürlichen Beweglichkeit. Neben einer hoch elastischen Halswirbelsäule, die es ihm erlaubt, seinen Kopf bis zum Anschlag nach hinten zu biegen, verfügt der Lundehund über einen Schultergürtel, der sich so nur noch beim Neuguinea-Dingo findet und der es ihm erlaubt, die Vorderbeine in einem Winkel von beinahe 90 Grad vom Körper abzustrecken.
Sehenswert! Lundehund in Aktion:
Heute wird er, sehr zur Erleichterung der Papageientaucher, eigentlich nicht mehr gebraucht. Auf den Lofoten ist das moderne Leben eingekehrt, die Papageientaucher werden kaum mehr behelligt. Was soll nun mit dieser hochspezialisierten Hunderasse geschehen? Soll die Rasse erhalten werden und wenn, wozu? Vielleicht findet sich eine alternative Beschäftigung für diesen Bewegungskünstler. Im Dogdancing und ähnlichen Metiers müsste er doch eigentlich für Aufsehen sorgen können, als Begleithund für Hochtouristen ist er wohl auch geeignet. Schade wäre es schon, wenn es diese hoch gefährdete Rasse nicht mehr geben sollte.
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