Der "Rußige Bärenschnauzer", wie der Riesenschnauzer in Österreich und Bayern einst genannt wurde, hat andere Aufgaben als seine kleinen und mittleren Schnauzerkollegen.
Große, rauhaarige Hunde vom Schlage der Schnauzer hatten in ihrer langen Karriere schon viele verschiedene Jobs zu erledigen. Seine Ursprünge liegen auf den Almen und Bergbauernhöfen, wo er Vieh bewacht und beim Auf- und Abtrieb tatkräftig geholfen hat.
Schmugglern half er bei der Arbeit, meldete eventuell auftauchende Feldgendarmen zeitgerecht und hatte selbst ein Bündel zu tragen, das nicht viel leichter als das Gepäck seiner menschlichen Kollegen war.
Kutscher und Fuhrwerker schätzten den Rußigen als Begleithund. Seine Aufgabe war es, vor der Kutsche herzulaufen und Wegelagerer rechtzeitig zu melden, oder gleich in die Flucht zu schlagen. Wurde Rast eingelegt, wechselte der Rußige auf den Kutschbock, um von dort aus Wagen, Ladung und Gespann zu bewachen. Die damaligen Hunde waren nicht so gebürstet und getrimmt wie seine heutigen Kollegen, vielmehr waren sie zottelig und verfilzt und haben nach einer längeren Reise bestimmt ausgesehen, als ob sie direkt aus der Hölle kämen. Die kriminellen Energien potentieller Bösewichte schmolzen bei seinem Anblick wie Käse auf dem Raclettegrill.
Ein trauriges Kapitel seiner Geschichte war der erste Weltkrieg, wo er als Zughund leichte Geschütze und schwere Maschinengewehre zu befördern hatte. Von der Zwischenkriegszeit bis in die frühen 1970er Jahre wurde der Rußige häufig als Zughund vor Milchkarren und im Dienst besserer Hausierer eingesetzt. Mitte der 1920er Jahre wurde der Riesenschnauzer in Deutschland zum bevorzugten Polizeihund. Zwischenzeitlich von anderen Rassen verdrängt, wird der Riesenschnauzer wegen seiner Wesensfestigkeit heute wieder öfter im Polizeidienst geführt.
Von all diesen Eigenschaften hat der Riesenschnauzer bis heute nichts eingebüßt, zumal er nie als Modehund herhalten musste und durchgehend verantwortungsvoll gezüchtet wurde. Er ist ein ausgesprochen kräftiger und zäher Hund, der auch als Familienhund gut zu halten ist, sofern er angemessen bewegt wird und seine geistige Beschäftigung nicht zu kurz kommt.
Der Rußige hängt seiner Familie mit unverbrüchlicher Treue an, ist aber Fremden gegenüber eher misstrauisch. Vorsicht ist deshalb geboten, wenn fremde Kinder zu Gast sind. Der Rußige beschützt "seine" Kinder auf das äußerste, dabei kann es leicht zu "Missverständnissen" kommen. Das kann unter Umständen sehr gefährlich werden, weil der Hund zwischen Spaß und Ernst im Spiel der Kinder schwer unterscheiden kann.
Steckbrief Riesenschnauzer:
Größe: 60cm bis 70cm.
Gewicht: Laut Rassestandard 35kg bis 47kg, in der Praxis bei sportlichen Hunden erheblich schwerer. Mit 35kg ist ein Riesenschnauzer aber eher ein "Krepierl"
Farben: Schwarz oder Pfeffer&Salz
Eignung als Familienhund: 5/10
Angeborene Schärfe: 8/10, der Riesenschnauzer verteidigt seine Familie mit Vehemenz
Jagdtrieb: 2/10, die Hühner des Nachbarn nimmt er allerdings gerne
Hütetrieb: 7/10, bei Hütetests schneiden Riesenschnauzer oft erstaunlich gut ab.
Täglicher Zeitaufwand: überdurchschnittlich
Verträglichkeit mit Artgenossen: 6/10
Lebenserwartung: 10 bis 12 Jahre
Rassetypische Erkrankungen: Wie bei eigentlich allen großen Hunden tritt auch beim Riesenschnauzer Hüftdysplasie auf, allerdings seltener, als bei vielen anderen Rassen dieser Größenordnung.
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