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Magazin: Blog2
AutorenbildThomas Hauser

Über den Fluss und in die Wälder: Der Lagotto Romagnolo

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Lagotto Romagnolo
Lagotto Romagnolo SAM auf dem Schnuffelhof

Ursprünglich gezüchtet, um über Wasserflächen geschossenes Wild zu apportieren, hat sich der Lagotto heute zu einem erstklassigen Trüffelhund und beliebten Familienbegleiter entwickelt.


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Geschichte des Lagotto Romagnolo:

Der Lagotto Romagnolo zählt zu den alten Wasserhunderassen, der etwa auch der  Cão de Água Português und der Pudel entstammen und hat seine Wurzeln in der historischen Region Romagna in Italien. Seine Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als er von den "Vallaroli" als Jagdhund in den feuchten Sumpf- und Morastgebieten eingesetzt wurde. Die Aufgabe des Lagotto bestand darin, Wasserwild aufzuspüren, zu apportieren und seinen menschlichen Begleitern bei der Jagd zu assistieren. Sein charakteristisches gekräuseltes und öliges Fell erwies sich als äußerst vorteilhaft für diese Aufgaben, da es den Hund vor den eisigen Wassertemperaturen schützte und ihm half, mühelos durch das Wasser zu navigieren.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts begannen umfangreiche Trockenlegungen der Sumpfgebiete in der Romagna, was zu einem Wandel in der Verwendung des Lagotto Romagnolo führte. Da sein ursprünglicher Jagdzweck durch die veränderten Landschaften obsolet wurde, fand der Lagotto eine neue Bestimmung als Trüffelsuchhund. Dank seines außergewöhnlichen Geruchssinns erwies er sich als besonders talentiert darin, die kostbaren Pilze unter der Erde aufzuspüren.

Die Umstellung auf die Trüffelsuche erforderte eine gezielte Zucht, um den Jagdtrieb des Lagotto zu minimieren und ihn stattdessen auf die neue Aufgabe zu fokussieren. Die Züchter konzentrierten sich darauf, seine olfaktorischen Fähigkeiten zu stärken und sein Verhalten so anzupassen, dass er sich optimal für die Arbeit als Trüffelsucher eignete. Diese gezielte Zucht und die Anpassung an die veränderten Umstände trugen dazu bei, den Lagotto Romagnolo zu dem spezialisierten und geschätzten Trüffelhund zu formen, den wir heute kennen.


Lagotto Romagnolo
SAM auf dem Schnuffelhof

Ausbildung

Die Ausbildung von Lagotto Romagnolos für die Trüffelsuche erfordert Geduld, Fachkenntnisse und eine sorgfältige Herangehensweise, um ihre natürlichen Fähigkeiten zu fördern und zu nutzen. Der Prozess beginnt oft bereits im Welpenalter, wenn die Hunde spielerisch an das Suchen und Finden von Gegenständen gewöhnt werden. Dies hilft dabei, ihr Interesse an der Suche zu wecken und ihre Neugier zu fördern.

Ein Schlüsselaspekt des Trainings ist die Verwendung von Trüffelöl oder kleinen Trüffelstücken, um den Hunden beizubringen, diesen spezifischen Duft zu erkennen. Die Hunde lernen, den Geruch zu verfolgen und ihn mit der Belohnung zu verknüpfen, die sie erhalten, wenn sie die Trüffel finden. 



Während des Trainings werden die Lagotti schrittweise an verschiedene Umgebungen und Bedingungen gewöhnt, in denen sie später eingesetzt werden sollen. Dies kann den Wald, verschiedene Bodenbeschaffenheiten und sogar die Anwesenheit anderer Gerüche umfassen, um ihre Fähigkeit zu fördern, den Trüffelgeruch gezielt zu lokalisieren.

Das Training ist kontinuierlich und erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hunden und ihren Trainern. Erfahrene Trüffelsucher verstehen die subtilen Hinweise und Verhaltensweisen ihrer Hunde und können sie entsprechend anleiten, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Während die angeborenen Fähigkeiten des Lagotto Romagnolo für die Trüffelsuche eine solide Grundlage bilden, ist das Training entscheidend, um ihre Fähigkeiten zu verfeinern und sicherzustellen, dass sie effektiv und zuverlässig arbeiten. Durch eine ausgewogene Kombination aus Training, Geduld und Belohnung entwickeln sich die Lagotti zu hochqualifizierten Trüffelsuchhunden, die in der Lage sind, die kostbaren Pilze erfolgreich aufzuspüren und ihren menschlichen Partnern zu dienen.


Trüffelhund versus Trüffelschwein

Schweinerüssel
Steht der Hundenase nicht nach: Schweinerüssel

Früher wurden zur Trüffelsuche oft Trüffelschweine eingesetzt (ursprünglich Hausschweine der Rasse Mora Romagnola), aber heute sind Trüffelhunde die bevorzugte Wahl aus mehreren Gründen. Trüffelschweine haben eine natürliche Vorliebe für den Geruch von Trüffeln und können sie unter der Erde aufspüren. Allerdings gibt es einige Nachteile bei der Verwendung von Schweinen für die Trüffelsuche. Zum einen neigen Schweine dazu, die Trüffel auszugraben und zu beschädigen, da sie aufgrund ihres Futters und ihrer Natur oft denken, dass die Trüffel eine Art Nahrung sind. Außerdem sind Schweine schwerer zu kontrollieren und können den Wald- oder Bodenbereich, in dem sie suchen, beschädigen. Trüffelschweine konnten kaum länger als ein Jahr lang zur Suche eingesetzt werden. Danach lässt sich das Schwein nicht mehr dazu bewegen, die Trüffel abzugeben.


Wintertrüffel
Die Wintertrüffel ist nicht so teuer wie die Albatrüffel, dafür aber auch in Österreich zu finden

Der wichtigste Grund, warum Trüffelhunde heutzutage bevorzugt werden, ist ihre Fähigkeit, die Trüffel zu finden, ohne sie zu beschädigen. Hunde können den Geruch von Trüffeln präzise verfolgen und anzeigen, wo sich die Trüffel befinden, ohne sie auszugraben oder zu beschädigen. Sie können speziell darauf trainiert werden, nur die reifen Trüffel zu erkennen, während die unreifen unberührt bleiben.

Darüber hinaus sind Trüffelhunde aufgrund ihrer Größe und Trainierbarkeit leichter zu handhaben und können enge Waldwege und unebene Gelände besser navigieren als Trüffelschweine. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund ist außerdem enger und erfordert weniger Aufsicht, da Hunde auf die Anweisungen ihres Trainers hören und besser in der Lage sind, sich auf die spezifische Suche nach Trüffeln zu konzentrieren.

Insgesamt sind Trüffelhunde dem Trüffelschwein überlegen, da sie präziser, kontrollierbarer und weniger störend sind, wenn es darum geht, die wertvollen Trüffel zu finden, ohne den natürlichen Lebensraum zu beschädigen.


Aussehen und Merkmale

Hundetrainer, Lagotto Romagnolo
Dipl.Tiertrainer Thomas Hauser mit Lagotto Sam

Der Lagotto Romagnolo ist mittelgroß und athletisch mit einer rechteckigen Körperform. Ausgewachsene Rüden erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 48 cm und wiegen zwischen 13 und 16 kg. Sein Fell ist dicht, eng gelockt und wasserabweisend. Die Farbe variiert von Weiß über Braun bis Orange (niemals schwarz), oft auch mit verschiedenen Abzeichen.

 

Wesen und Charakter

Der Lagotto Romagnolo ist verspielt, temperamentvoll, und intelligent. Er ist kameradschaftlich, loyal und arbeitseifrig. Als ehemaliger Trüffelhund ist er für Nasenarbeit besonders geeignet und liebt geistige Herausforderungen. Der Lagotto ist gut erziehbar und zeigt eine enge Bindung an seine Familie.

 

Pflege und Gesundheit

Obwohl der Lagotto Romagnolo nicht haart, erfordert sein Fell regelmäßige Pflege, um Verfilzungen zu vermeiden. Eine regelmäßige Bürstung und gelegentliche Schur sind notwendig. Auch die Ohrenpflege ist wichtig, da die Ohren des Lagotto oft Haare enthalten, die regelmäßig entfernt werden müssen, um Ohrenentzündungen vorzubeugen. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Kürzung der Vibrissen (der Tast- und Schnurrhaare an der Schnauze) Tierquälerei und deshalb in Österreich illegal ist.

 

Passt ein Lagotto Romagnolo zu mir?

Der Lagotto Romagnolo ist ein aktiver Hund, der viel Bewegung und geistige Auslastung benötigt. Er eignet sich gut für sportliche Aktivitäten wie Agility oder Schwimmen. Die Ernährung sollte hochwertig und auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt sein, um Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Wenn Du nach einem intelligenten und lebhaften Hund suchen, der gerne arbeitet und spielt, könnte der Lagotto Romagnolo die perfekte Wahl für Dich sein.



Größe: Schulterhöhe laut Rassestandard 41cm bis48cm

Gewicht: 11kg bis 16kg

Farben: Zahlreich, am häufigsten schmutzig-weiß

Eignung als Familienhund: 10/10

Angeborene Schärfe: 4/10 individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt

Jagdtrieb: 6/10, individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt

Hütetrieb: 1/10

Täglicher Zeitaufwand: durchschnittlich

Verträglich mit Artgenossen: 8/10

Lebenserwartung: 14 bis 17 Jahre

Rassetypische Erkrankungen: Die Rasse war früher von einer Form der Epilepsie betroffen. Die heutigen Zuchtlinien sind weitestgehend frei von dieser und allen anderen rassetypischen Erkrankungen.


Bei uns im Südburgenland sind die Böden leider zu kalkarm für Trüffeln. Ich habe aber schon sehr erfolgreich mehrere Hunde, allesamt anderer Rassen, zur Suche nach Steinpilzen trainiert. Interessiert?



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