Im rauen Bergland von Wales und dem schottischem Hochland waren seit dem 13. Jahrhundert Hütehunde in Gebrauch, die im 19. Jahrhundert zur Zuchtbasis sowohl für den Langhaarcollie als auch für die hierzulande weniger bekannte kurzhaarige Version herangezogen wurden. Die in Schottland diensttuende Version war massig, hochgewachsen und verhältnismäßig aggressiv. Die walisischen Hirtenhunde waren deutlich kleiner, sehr wendig und freundlicher. Diese hatten neben Schafen auch Ziegen und Rinder zu hüten. Beide Schläge sahen dem heutigen Langhaarcollie noch nicht sehr ähnlich. Sie hatten einen breiten Kopf, waren robuster und stärker bemuskelt, aber nicht so wendig wie moderne Langhaarcollies. In England begann man aus Kreuzungen dieser beiden Schläge mit den damals in England gebräuchlichen Hütehunden mit der Reinzucht. Um eine schlankere, als „edel“ empfundene Schädelform zu erreichen, wurden vermutlich russische Barsois eingekreuzt, was zunächst für die erwünschten Hüteeigenschaften sicher keinen Gewinn dargestellt hat.
Seinen ersten von vielen bedauerlichen Auftritten als Modehund hatte der Langhaarcollie schon sehr früh. Queen Victoria erwarb einen Langhaarcollie bei einem Aufenthalt auf Balmoral Castle. Nobility, Gentry und wer dafür gehalten werden wollte bemühte sich tunlichst, auch so ein edles Tier zu erwerben.
In der Folge hatte der Langhaarcollie noch viele weitere Modewellen zu überstehen, die in Summe sein Aussehen drastisch veränderten. Die britische Linie der Langhaarcollies verkam immer mehr zum Prestigehund, konnte für die Hütearbeit kaum mehr eingesetzt werden und wurde bei der Arbeit am Vieh immer mehr durch Border Collies ersetzt. Ganz anders in den USA, wo der Größenstandard nicht immer mehr nach unten korrigiert wurde und bei der Zucht weniger Äußerlichkeiten, sondern mehr die ursprünglich angestrebten Hüteeigenschaften im Vordergrund standen. In den Neuenglandstaaten und im angrenzenden New Brunswick wird die Rasse nach wie vor zur Hütearbeit gebraucht. In den letzten Jahrzehnten entstanden in Großbritannien wieder Zuchtlinien, die unter Einkreuzung amerikanischer Langhaarcollies wieder brauchbare Hütehunde hervorbringen.
Die Überprüfung des Hütetriebes im Rahmen von Herding Tests spielt bei der Selektion auch in Großbritannien wieder eine größere Rolle.
Der Langhaarcollie verfügt zwar im Vergleich zu anderen Collies über eine höhere Leidensfähigkeit, trotzdem sollte für angemessene Beschäftigung gesorgt werden. Neben seiner eigentlichen Arbeit am Schaf kommen dafür vor allem Hundesportarten wie Flyball und Agility in Frage.
Steckbrief Langhaarcollie:
Größe: 51cm (Hündin aus britischer Linie) bis 66cm (Rüde aus amerikanischer Linie)
Gewicht: 16kg (Hündin aus britischer Linie) bis 34kg (Rüde aus amerikanischer Linie)
Farben: Zobel - Weiß, Tricolor, Blue Merle
Eignung als Familienhund: 7/10, bei angemessener Beschäftigung
Angeborene Schärfe: 2/10, sofern es Nagetiere betrifft
Jagdtrieb: 2/10
Hütetrieb: 8/10
Schutztrieb: 6/10, Der Langhaarcollie hat von allen Collies den höchsten Schutztrieb
Wachtrieb: 4/10
Täglicher Zeitaufwand: über Durchschnitt
Verträglich mit Artgenossen: 7/10
Lebenserwartung: 14 bis 16 Jahre
Rassetypische Erkrankungen: siehe Artikel Collies Teil 1, Abschnitt Erbkrankheiten und Gendefekte.
Bereits erschienen: Collies Teil 1: Nützliche Dinger
Nächster Teil: Collies Teil 3: Der Begabte
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